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Kapitel 6

Viel Zeit war vergangen...
Das zweite Tor war geschlossen worden. Doch es war zu spät, das Tribunal der Finsternis hatte den Weg zurück nach Schattenwelt gefunden und Beelzial gelang es schließlich mit letzter Kraft den Zeitreiser auch hier in dieser Welt zu töten. Das Grauen, das er und seine Männer über so viele Welten gebracht hatten war zurück gekehrt. Sie hatten sogar Verstärkung mitgebracht. Denn schon lange hatte Raynor mit Diablo abgesprochen, das er ihn hierher holen würde. Zu mächtig war Lloth, als das er sie alleine besiegen konnte. Sisamen Luista war im gleichen Moment verschwunden, als er die Eichel aus dem Strom der Zeit in das zweite Tor gehalten hatte. In den Herzen der Waldelfen brach große Trauer aus, doch im gleichen Moment entstand an der Stelle eine riesiger Yewbaum und das Tor führte nun an einen Ort auf Schattenwelt, der aus einer anderen Welt hierher gerissen wurde.

Tristram. Das kleine Dorf, dessen Bewohner schon seid Uhrzeiten gegen Diablo und seine Dämonen kämpften, war gemeinsam mit Diablo nach Schattenwelt gekommen. Doch Diablo hatte hier mehr Macht als auf der anderen Welt und als die ersten Kämpfer in seine Höhlen eindrangen, machte er den ersten, der es wagte ihm in der Gestalt eines Dämonen gegenüber zu treten zu seinem ergebenen Diener. Dieser Mann war ausgerechnet ein Waldelf. Venis war sein Name und von diesem Tag an diente er Diablo. Und während Venis im Auftrag von Diablo durch Schattenwelt zog, um Anhänger zu finden, die wie er Diablo dienen würden, fing Raynor an mit dem Kristall der Magie zu spielen.
Entsetzen zeichnete sich auf den Gesichtern vieler Magier ab, als die gewohnten Ergebnisse der Wörter der Macht ausblieben, oder einen Teil ihrer Macht verloren hatten. Nur wenige begriffen den Ursprung des ganzen, doch keiner wußte wirklich wie man den Kristall der Magie wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück bringen sollte. Die wenigen, die überhaupt wußten, das es da jemanden gegeben hatte, der sich auf Raynor's Fersen geheftet hatte, waren Tod. Alle bis auf eine! Triel Dro'Olathurl, die Valharess! Aber seit dem die Drow der Oberwelt einen Teil der Gunst Lloth's verloren hatten, da sie immer menschlicher wurden und sich nicht einmal vor ihrer eigenen Göttin verbeugten, als diese bei der Hochzeit von Ryltar und Laele Do'Urden auftauchte, waren die Tore in die Städte der Unterwelt verschlossen. Kein Oberweltdrow sollte seinen Fuß solange in diese Welt setzen dürfen, bis er nicht wirklich und ehrlich bis in den letzten Winkel seines Herzens an Lloth glaubte. Shurdiia Kilsek, die einzige Drow aus der Unterwelt hatte diese Nachricht überbracht. Als letzte hatte sie die Unterwelt im Auftrag der Valharess verlassen und nun mußte sie bis zu jenem Tage an der Oberwelt leben, bis die Tore sich wieder öffnen würden. Voller Abscheu blickte sie auf die Drow der Oberwelt, die so vernarrt in ihre eigenen kleinen Geplänkel waren, das sie gar nicht erkannten, was um sie herum passierte.

Das aber das Tribunal der Finsternis zurückgekehrt war, merkten bald alle Lebewesen auf Schattenwelt. Schlimmer als jemals zuvor wüteten sie unter den Lebenden.
Man konnte sie leicht an ihren Masken erkennen, die ihnen Adria, die Hexe aus Tristram, gegeben hatte um das faule Fleisch mit magischen Kräften an ihren Körpern zu halten. Wo sie auftauchten, kam es zum Massaker und nur in den seltensten Fällen wurden sie zurück geschlagen. Unter der Bevölkerung des Landes machte sich Panik breit.

Einige mutige Helden versuchten in die Höhlen, unter der neuen Stadt Tristram einzudringen um wenigstens den Verbündeten von Raynor - Diablo - zu vernichten, denn das sich der Herr des Schreckens dort aufhielt war schnell bekannt, doch nur wenigen gelang es bis in die tieferen Ebenen einzudringen.
Und genau dort hatte Diablo seine erste Falle aufgebaut. Einen der unheiligen Steine, von denen er schon einen an Beelzial gegeben hatte, stellte er dort auf und sobald ein Sterblicher in dessen Nähe kam, fing der Stein an zu Leuchten und in den Gehirnen der Wesen entstand ein flehender Ruf, diesen Stein zu berühren.
Taten sie es tatsächlich, verwandelten sie sich in ein Skelett und wurden meist in der Hitze des Gefechtes von ihren eigenen Kameraden erschlagen. Gelang es ihnen jedoch, den Stein ein weiteres mal zu berühren, bekamen sie zwar ihren Körper zurück, doch trugen sie nun ebenfalls so eine Maske wie die Männer und Frauen vom Tribunal. Und genau wie jene Anhänger Raynor's, war es ihnen unmöglich, diese Maske abzunehmen. Nun steckten sie erst Recht in einem Desaster, denn mit der Maske konnten sie von ihren Freunden nicht mehr erkannt werden und trafen sie außerhalb der Höhlen auf Fremde, hielten diese sie für jemanden vom Tribunal der Finsternis. Trafen sie jedoch auf Jemandem vom Tribunal, oder auf jemanden, der sich bereits Venis angeschlossen hatte, erkannten diese in dem Maskenträger einen Feind Diablo's. So wurden die eigentlichen Männer und Frauen, die es wagten sich mutig gegen Diablo zu stellen zu den meist gehetzten und gejagten Wesen von Schattenwelt! Der Krieg der Götter ging in die zweite Runde!

Kurzbericht Zodiac

Ein fauliger Gestank erreichte meine Nase. Ich benötigte nicht lange um ihn zu identifizieren. So wurde ich jäh aus meiner Lethargie gerissen. Odgen hatte mir eine warme Mahlzeit serviert und ich war nach dem Verzehr tief in Gedanken versunken. Das plötzliche Auftauchen meiner Heimatstadt Tristram in dieser Welt, es hätte mich doch eigentlich entzücken sollen sie wiederzusehen. Aber, herausgerissen aus dem Land Khanduras und in Begleitung des Bösen in Person Diablo, das sind wahrlich keine entzückenden Umstände. Die Verwandlung von Venis und weiteren Personen in persönliche Diener Diablo's. Oh nein, und Sabrea, Diablo nahm sie zu seiner Braut. Es muß ein Mittel gegen Diablo geben, eine Rezeptur, einen Zauberspruch, ein Objekt, irgend etwas. Es muss einfach sein. Vor langer Zeit war es der Orden der Horadrim, der in der Lage war, nicht-physische Seelen und Wesen in sogenannten Seelensteinen gefangen zu nehmen. Die Brüder Diablo's konnten erfolgreich eingefangen werden. Aber das geschah alles lange vor meiner Geburt. In alten Schriften las ich davon, damals in Tristram, auf einer anderen Welt.
Nur Orks sind in der Lage, solche Duftnoten in ihre Umgebung abzugeben. Ich sprang auf, und verschwand hinter einem Baum. "Har Har, diesa Humie schwach gewesen!" konnte ich hören von einem der beiden Orks, die da plötzlich aus dem Wald traten und quer durch die Stadt Tristram eilten.
"Jub Jub, war kurzes Kloppa, trotzdem gutez Eizenkleid erbeutet von Humie! Diablo sich freuen! Schatz mehr werden!" erwiderte der zweite Ork und hielt ein schwarz schimmerndes Rüstungsteil in die Höhe.
Die beiden verschwanden in den Höhlen unterhalb von Tristram.
"Diablo? Schatz?" dachte ich. Ich öffnete meinen Beutel und holte ein kleine Taube hervor, schrieb schnell eine Nachricht und lies sie abfliegen. Kurze Zeit später erschienen dann auch schon Kel, Londo und Tulien. Mit fragenden Augen starrten sie mich an, "Ja, es waren Diener Diablo's, sie verschwanden dort in den Höhlen. Laßt uns nachschauen wohin sie die erbeuteten Sachen ihrer Opfer bringen!" erklärte ich hastig, "Vielleicht finden wir ja sogar einen Hinweis auf ein Mittel gegen Diablo!" Es war nicht schwer der Geruchs- und Fäkalienspur der beiden Orks zu folgen. Als wir an das Ende eines Ganges kamen, sahen wir die beiden Orks vor einigen Kisten stehen. Einer schnüffelte gerade an den Gesteinsbrocken in der Nähe, während der andere in einer der Kisten kramte. Entschlossen traten wir ihnen entgegen und forderten Zugang zu den Kisten.
"Wir beschütze Schatz mit unza Leba! Ihr nix vorbeikomma!" konnte der eine Ork noch sagen, dann begann auch schon der Kampf. Wir gaben ihnen die Wahl sich zu ergeben, aber darauf ließen sie sich nicht ein. Erst als beide Orks tot waren konnten wir in die Kisten schauen. Gold und Rüstungsteile von Personen, die den Dienern Diablo's zum Opfer fielen, ... aber nicht wonach ich suchte. Kein Schriftstück, kein magisches Objekt, kein Mittel gegen Diablo. Es war vergebens. Der Gestank war unerträglich. Nichts wie raus hier...

Lloth wußte, das sie zur Zeit auf dünnem Eis stand. Raynor hatte mit Diablo einen starken Verbündeten nach Schattenwelt geholt. Sie mußte endlich etwas unternehmen um wenigstens einen der beiden etwas zu schwächen. Hätte es auf Schattenwelt einen weiteren Gott gegeben, wäre sie vielleicht sogar bereit gewesen mit jenem ein Bündnis einzugehen, doch es gab keinen anderen Gott außer den beiden. Rondra hatte Schattenwelt längst den Rücken gekehrt. Zu gering war die Anzahl ihrer Anhänger.
Selbst Osten, der im Schattenreich seine drei Brüder beaufsichtigte, wäre nicht mächtig genug ihr zu helfen, vor allem deswegen, weil sich seine drei Brüder sofort auf die Seite des Duos Raynor Diablo stellen würden. Nein, dort wo Osten, der einzige wahre Anhänger des Lichtes, sich zur Zeit befand, konnte er Schattenwelt mehr helfen, als er es hier auf Schattenwelt jemals können würde. Der Plan Diablo's schien langsam aufzugehen. Täglich Kämpfe und Meucheleien, Hetzkampagnen und sinnlose Schlachten unter den Lebewesen von Schattenwelt hatte langsam aber sicher dazu geführt, das die Zahl der Anhänger Lloth's täglich sanken und Raynor und Diablo selbst, täglich mehr Anhänger gewannen.
Selbst die Anhänger des Lichtes, ganz vorne in vorderster Front die Paladine des Mondes, merkten nicht, wie sie langsam aber sicher immer weiter in den Sog der beiden grausamen Götter gerieten. Wut, Haß und Schmerz verblendete ihre Sinne und oft genug gelang es Raynor oder Diablo diese Anhänger des Lichtes dazu zu bringen eine weitere sinnlose Schlacht zu beginnen.
Dabei schien es beiden Göttern egal zu sein, wieviel ihrer eigenen Anhänger dabei ums Leben kamen. Hauptsache es floß Blut!

Lloth grübelte über den Sinn dieses Krieges nach. Längst hatte sie erkannt, das diese Welt ohne sie verloren war. Wenn sie aufgeben würde, gab es niemanden mehr der Raynor und Diablo aufhalten konnte. Schattenwelt würde sterben.
Lange beobachtete Lloth die lichten Wesen und erkannte selbst in einigen alten Anhängern noch den Funken Glaube an diese Welt. Ja, sie hatte sich damals gegen Rondra gestellt.
Ja sie hatte an der Seite der drei Brüder gegen Osten gekämpft und versucht das Licht von Schattenwelt zu verbannen. Ihre mächtigste Waffe in diesem Krieg waren ihre Anhänger, die späteren Drow, gewesen. Alles hätte sie damals dafür gegeben diesen Krieg zu gewinnen. Aber leider gewannen damals die Anhänger des Lichtes und sie wurde im Körper der Spinne in die Unterwelt verbannt um dort auf ewig mit den Drow zu verweilen.
Als Rondra von Kush zurück gerufen wurde, hatte sich Lloth längst in ihre Drow und diese Welt verliebt. Niemals wäre ihr mehr der Gedanke gekommen, diese Welt zu vernichten. Nein, sie fing sogar an die Gedanken der Drow zu verstehen, die es zurück an die Oberfläche drängte und obwohl es eigentlich ihren Gesetzen widersprach, ließ sie die Häuser ziehen. Der Glaube an Lloth verbreitete sich schnell auf der Oberwelt. Und dann kam Raynor.
Und mit der Geburt seines Halbsohnes brach das Chaos auf Schattenwelt aus. Raynor's Anhänger wuchsen schnell und Lloth sah die Gefahr eines offenen Krieges, lange bevor Raynor daran dachte.
Doch während der letzten Schlacht um Vesper, welche die Drow verloren erfüllte sich der aller erste Teil eines gewaltigen Planes, den Lloth schon vor Jahrhunderten gesponnen hatte.
Als die Flüchtlinge sich in die Erde zurückzogen und somit in Lloth's Reich zurückkehrten, besuchte Lloth sie in ihren Träumen. Niemand bemerkte, das ihnen im Traum etwas von ihrem Wesen und Bewußtsein gestohlen wurde. In Triel Dro'Olathurl und Belgos Noquar erkannte sie die perfekten Wirtskörper und in einem Moment, da beide sehr labil waren, gelang es Lloth, das die beiden ein Kind zeugten. Nach dieser Zeugung drang Lloth in den Geist des Ungeborenen ein und tötete die Seele des Mädchens. Doch sie gab ihr neues Leben, indem sie aus den gestohlenen Bewußtseinsbrocken aller Drow der Oberwelt eine neue Seele formte.
Triel, die nur durch den Willen Lloth's am Leben erhalten wurde, trug dieses Mädchen aus. Wissend, das sie ihr Leben verwelkt hatte, wenn das Mädchen alt genug war ihren Thron zu besteigen.
Doch bevor dies geschehen würde, hatte Lloth längst etwas anderes mit dem Mädchen geplant und als die junge Schönheit herangewachsen war, erschien ihr eines Tages Lloth. Das Gespräch zwischen den beiden dauerte Tage und Triel fing schon an zu glauben, das jetzt ihre Zeit gekommen wäre, als plötzlich ihre Tochter vor ihr auftauchte und zu ihr sprach,
"Mutter, ich weiß jetzt wer ich bin und warum ich bin. Die Zeit da du gehen mußt rückt näher, doch bevor ich den Platz einnehme, der mir zusteht, werde ich im Auftrag Lloth's etwas auf der Oberwelt bereinigen müssen. Bis zum Zeitpunkt meiner Rückkehr wirst du Valharess bleiben. Danach stirbst Du!"
Triel sah ihrer Tochter lange nach. Längst hatte sie die Halle, ja sogar die Unterwelt verlassen, doch Triel blickte immer noch auf die Stelle.

Belar'breena trat ein paar Tage später vor das Haus Do'Urden und sprach zu den wenigen, die noch an eine Familie glaubten. Sie erklärte, das sie eine Gesannte Lloth's sei und in ihrem Namen nun die Führung des Hauses Do'Urden übernehmen würde. Obwohl viele ehemalige Do'Urden Angehörige und auch die Verbliebenen sich im ersten Moment auf diese hochnäsige Göre stürzen wollten, erkannten alle diese seltsame Ausstrahlung der Macht die im Blick der Drow lag.
Ob sie wollten oder nicht, sie hatten Respekt vor dieser fremden Drow, die es innerhalb von wenigen Stunden geschafft hatte sich das Haus Do'Urden unter den Nagel zu reißen und dies ohne einen Finger zu rühren oder gar zu kämpfen.
Etwas sehr mächtiges und sehr starkes mußte an der Seite dieser Drow stehen. Mit Ehrfurcht verbeugten sich sogar die Angehörigen des Hauses Noquar vor der neuen Ilharess des Hauses Do'Urden.
Niemand ahnte, das Lloth mit Freuden auf ihre Tochter blickte und der erste Teil eines riesigen Planes in Erfüllung ging. Raynor hatte Beelzial, Lloth Belar'breena!

Nachdem es Belar'breena gelungen war das Haus Do'Urden wieder zu einer Einheit im strengen Glauben an Lloth zu festigen, machte sie sich daran, den zweiten Teil des Planes ihrer Mutter in die Tat umzusetzen.
Verkleidet als Gaukler oder anderes Gesindel schickte sie ihre Drow los um die wichtigsten Persönlichkeiten unter den Lichtanhängern dieser Welt zu entführen, während die Ilharess einen Pakt mit den Noquar schloß. Diese hatten ebenfalls erkannt, daß ihr Haus dem Untergang geweiht war, wenn sie sich weiterhin in die Plänkeleien mit dem Tribunal der Finsternis einlassen würden und nebenbei noch mit den Anhängern des Lichtes zu kämpfen hatten.
So schlossen sich die Noquar mit den Do'Urden zusammen und der zweite Teil des Planes rückte seinem Ziel ein gewaltiges Stück näher. Wenn Lloth Hände gehabt hätte, diese hätte sie jetzt befriedigt und grinsend gerieben!
Währenddessen entführten die verkleideten Drow eine wichtige Persönlichkeit nach dem anderen. Und schnell fiel der Verdacht auf das Tribunal der Finsternis. Die Wut der Wesen auf Schattenwelt fing an zu kochen und schon bald würde dieser Vulkan ausbrechen, doch da löste Belar'breena das Geheimnis und schickte ihre Forderung an die Lichten, ihnen Beelzial auszuliefern. LEBEND!!!
Erschrocken von dieser Forderung der neuen Ilharess erkannten sie erst jetzt, das es die Drow gewesen waren. Viele waren ratlos und erkannten die weitreichenden Zusammenhänge nicht. Man forderte Beweise und gegen den Rat ihrer Angehörigen entschloß sich die Ilharess ihren Weg der Gewaltlosigkeit fortzuführen. Anstatt den Lichten ein abgeschlagenes Ohr oder einen anderen Körperteil der Opfer zu liefern, gab sie Vierna den Auftrag, den Lichten ein Blutiges Kleid zu bringen. Dies sollte als Beweis, daß die Drow tatsächlich im Besitz der Geiseln seien, genügen. Das Kleid gehörte der Tochter von Talyon, einem Paladin des Mondes. Belar'breena wußte, das sie mit diesem Zeichen zwei Fliegen mit einer Hand erschlug, denn einerseits würde Talyon jetzt sein wahres Gesicht zeigen und andererseits würden viele Lichten erkennen, wer der eigentlich grausame Gott auf dieser Welt wäre. Lloth jedenfalls nicht!
Es kam, wie Lloth es geplant hatte. Talyon traf auf Beelzial und schlug ihm einen Handel vor. Er würde Beelzial ausliefern, aber im Moment der Übergabe, wollte er mit seinen Freunden die Drow vernichtend angreifen. Doch Beelzial war zu schlau und erbat sich Bedenkzeit, die ihm Talyon auch gewährte. Er begriff nicht, das Beelzial den Schatten Raynor's längst erkannt hatte, der sich auf Talyon gelegt hatte und genau aus dem Grund glaubte Beelzial auch nicht an einen Sieg der Lichten.
Während Beelzial darüber nachdachte, was dies alles zu bedeuten hatte, bekam er plötzlich Besuch von einer Drow der er eigentlich vertraute, denn sie war, als das Haus Do'Urden in Scherben am Boden lag, von den anderen verstoßen worden. Doch kaum das er ihr den Rücken zuwendete, erschien ein Noquar und hielt ihm von hinten ein Messer zwischen die Beine und seine angebliche Freundin hielt ihm ihres an die Kehle. Wenige Stunden später saß Beelzial zusammen mit den anderen Gefangenen der Drow zusammen im Verlies.

Raynor kochte vor Wut und schrie seinen Haß auf Lloth hinaus in die Welt. Die Köpfe, die in seinem Saal an den Säulen hingen, zerplatzten wie rohe Eier. Blut, Gehirnmasse und Knochensplitter regneten auf den Gott hinab.
Nein... so etwas wie Liebe verspürte Raynor sicherlich nicht für seinen Sohn, aber Beelzial war zumindest die einzige wahre Verbindung für ihn zu den Wesen der Schattenwelt. Mehr als Beelzial selbst ahnte.
Wütend schlug Raynor um sich, als ihm ein Plan in den Sinn kam. Hämisch grinsend ging er ans Werk, nicht ahnend, das er Lloth damit in die Arme spielte. Die einzigen Verlierer in dieser Schlacht waren die Unsicheren und Schwachen, die keinen Glauben hatten oder ihn bis jetzt nicht erkannt hatten. Mit einer Welle des Hasses überschwemmte Raynor Schattenwelt und selbst Beelzial brach unter Schmerzen im Verlies zusammen. Er erkannte aber als einziger den wahren Hintergrund dieser Welle und sah mit Freuden in den Augen einiger Mithäftlinge, wie Raynor's Saat erblühte. So mußte es auch draußen, außerhalb des Verlieses sein und viele der Lichten würden sich dieser Saat ergeben. Belar'breena aber saß in ihrem Thron und nahm die Welle gelassen auf. Sie wußte jetzt das Lloth's Plan aufgegangen und Raynor in die Falle getappt getappt war. Lächelnd trat sie vor ihre Gefangenen und befahl ihren Untergebenen diese Frei zu lassen. Bis auf Beelzial. Vor dem Tor des Do'Urden Geländes hatten sich viele Lichten eingefunden, die gar nicht mit bekamen, wie sie von Raynor gelenkt wurden. Blindlings griffen sie an, als die Gefangenen vor das Tor geworfen wurden. Doch die Do'Urden schlossen die Tore wieder, lachten und verhöhnten die Lichten und zogen sich dann zurück.
Aus weit aufgerissenen Augen starrten die Lichten auf das eben erlebte.
Die Drow gaben auf?
Die Drow waren nicht bereit in einer Schlacht zu kämpfen?
Ganz langsam und bei vielen sogar nur widerwillig ging einigen Lichten ein wirkliches Licht auf und plötzlich begriffen sie die Zusammenhänge. Spielfiguren waren sie. Spielfiguren in einem Krieg, der nicht ihrer war und der eigentlich in einer ganz anderen Ebene geführt wurde. Blind und Gedankenlos waren sie in diesen Krieg gezogen. In dem Glauben einer gerechten Sache zu dienen. Nun erkannten wenige unter ihnen diese Zusammenhänge und Trauer ergriff ihr Herz.
Raynor hatte sich ihrer bemächtigt und schon lange folgten sie nicht mehr dem Weg des Lichtes, sondern dem des Hasses und der Zerstörung. Einige fielen auf die Knie und erhoben ihre Schwerter in die Lüfte. Still beteten sie zu Osten und baten ihn für ihren Verrat am Licht um Vergebung.

Nun war der Zeitpunkt gekommen, da Lloth Verbindung zu Raynor aufnahm. Mit Beelzial in der Hand der Drow, hatte sie ein Druckmittel, das Raynor nicht missachten durfte. Dies sah er ein, als Lloth ihm den Handel vorschlug. Nur sie wußte, was Beelzial wirklich bedeutete für Raynor und er mußte sich dem Vorschlag beugen, das sinnlose Töten auf Schattenwelt zu beenden. Doch als Sie zusätzlich den Kristall der Macht zurück forderte, lachte Raynor sie aus,
"Du hast eine Schlacht in unserem Krieg gewonnen Lloth, jedoch nicht den Krieg. Vergiss dies nicht!" Lloth sah ein, das diese Forderung zu früh gekommen war, doch hatte sie ja immer noch zwei Trümpfe in der Hand, von denen Raynor nichts wußte. Also gab sie ihrer Tochter das Zeichen Beelzial frei zu lassen.
Raynor aber begab sich zu Diablo und gemeinsam heckten sie nun einen Plan aus um die nächste Schlacht gegen Lloth zu gewinnen. Beide sahen jedoch ein, das sie dabei die Wesen auf Schattenwelt nicht mehr so sinnlos opfern konnten, wie sie es bisher gemacht hatten und sie beschloßen den Krieg von Schattenwelt in ihre Ebene zu verlegen.

Der Krieg der Götter ging in die nächste Runde und diesmal würde der Ausgang nur von wenigen bestimmt werden, die da hießen : Sabrea, Venis, Beelzial, Belar'breena und zwei bis zu diesem Moment noch unbekanntem Fünften und Sechsten, von denen aber nicht einmal Lloth wußte, das es sie gab!
Die Wesen auf Schattenwelt jedoch genossen die Zeit des Friedens und der Ruhe. Keiner sah die dunklen Wolken, die sich langsam und unbemerkt über Schattenwelt zusammenzogen. Raynor und Diablo holten zum Gegenschlag aus und Ausgangspunkt war eine Uralte verschollene Stadt tief in der Erde: Umrazim...

Schon einmal hatte der Turm des Wissens in das Geschick der Welt eingegriffen. Damals war es der Wissensmagier Rondalus gewesen, der die Menschen vor dem Untergang Vespers durch die Drow warnte und dabei sein Leben verlor.
Seit kurzer Zeit jedoch wurden immer öfter zwei Magier in der seltsamen Robe mit dem Zeichen des Turmes gesehen. Der eine nannte sich Grolandar, der Eiszauberer. Er schien auf der Suche nach etwas zu sein und wie sich bald herausstellte war ein Teil seiner Suche, seinen Bruder zu finden, der den Turm des Wissens vor der Beendigung seiner Ausbildung verlassen hatte. Einerseits warnte er die Bewohner von Schattenwelt vor seinem Bruder dem Blutzauberer, doch andererseits bat er auch um ihr Verständnis. Sein Bruder, der sich sein Leben lang nie für einen Namen hatte entscheiden können, war nicht wirklich böse, denn dunkle und böse Erzmagier würden niemals im Turm willkommen geheißen, geschweige denn die Chance bekommen eine Ausbildung zum Wissensmagier zu erhalten.

Während viele Menschen nicht begriffen um was es in diesem Krieg eigentlich ging, machten einige Magier vom Zirkel der Macht eine Entdeckung, die vielleicht einen Hinweis darauf geben konnte, was der Turm des Wissens wirklich plante.
Sie fanden tief versteckt im Wald eine uralte Lagerstätte eines längst verstorbenen Mannes. In einem alten vergammeltem Holzschrank fanden sie die Überreste eines alten Tagebuches und die wenigen Worte, die dort noch zu lesen waren ließen darauf schließen, das sich dieser Magier auf der Suche nach dem Turm des Wissens befunden hatte. Doch er schien ihn nie entdeckt zu haben.
Einige Tage später beobachteten ein paar dieser Magier den Blutmagier dabei, wie dieser ein seltsames Tor öffnete und hindurch schritt. Mutig folgte ihm Farendor der Magier und bevor er sich versah, befand er sich in einem seltsamen Tal wieder. Rechts und Links eines dünnen Pfades war nicht viel zu erkennen, denn ein fremdartiger Nebel behinderte die Sicht. Doch folgte man mit dem Blick dem Pfad, war in der Mitte des Tales ein hoher, aus weißem Material gebautem, Turm zu sehen. Der Turm schien von innen heraus zu leuchten und der Magier war fasziniert von dem Anblick. Instinktiv ahnte er, das dies der Turm des Wissens sein musste und der seltsame Nebel nichts anderes als ein Teil vom Strom der Zeit. In alten Legenden hatte er gehört, das der Turm nicht auf der Schattenwelt stehen sollte, sondern in einer Art Raum zwischen dem Strom der Zeit und Schattenwelt. Hier lief die Zeit anders, doch bevor er sich näher mit dem eben Entdecktem befassen konnte, erblickte er den Blutzauberer einige Schritte vor sich.
Dieser hatte ihm den Rücken zugewandt und stand mit hoch erhobenen Händen wie in Trance da. Er sprach leise ein paar Worte in einer Sprache, die der Magier vorher noch nie gehört hatte und fassungslos bemerkte er, wie sich der Pfad vor dem Blutzauberer plötzlich zu winden begann und schließlich nicht mehr zum Turm führte, sondern direkt in den Nebel hinein verlief.
Panikartig sprang Farendor durch das seltsame Tor zurück, das immer noch hinter ihm leuchtete, da er fürchtete, das auch dieser Weg sich verändern würde.
Leichenblaß tauchte er aber am Ursprungsort wieder auf und wurde sofort von seinen wartenden Freunden empfangen, die ihn mit Fragen bombardierten. Bevor er jedoch antworten konnte, tauchte auch der Blutzauberer wieder auf und schrie lachend ein paar Warte in die erstaunte Menge,
"HA HA Und wieder ein Weg weniger..."
Dann verschwand der Mann und ließ die verdutzten Magier zurück.
Zodiac, Kel'Gath und Farendor waren in eine heftige Diskussion darüber vertieft, was dies nun alles zu bedeuten hätte, als plötzlich Grolandar des Weges kam und die drei Magier erst bemerkte, nachdem ihn Zodiac ansprach.
Sie erzählte ihm, das vor wenigen Minuten ein seltsamer Magier hier am Friedhof von Vesper gewesen sei und Farendor berichtete von seinem Erlebnis in dem fremden Tal. Grolandar riß erschreckt die Augen auf und flehte die drei an, ihm den Ort zu zeigen, an dem der fremde Magier das seltsame Portal geöffnet hatte. Die Panik in seinen Augen war nicht zu übersehen und so zeigten sie ihm den genauen Platz. Grolandar vollführte ebenso wie sein Bruder ein paar Stunden vorher ein kurzes Ritual und öffnete ein Portal, doch kaum hatte es sich geöffnet, fiel es auch schon wieder in sich zusammen. Kraftlos lies sich der Eiszauberer auf die Knie sinken und vergrub sein Gesicht in den Händen, "Was hat er nur getan...?" schluchzte er leise.
Zodiac, Kel'Gath und Farendor sahen sich verständnislos an, zögernd sagte Zodiac zu Grolandar,
"Er hatte gelacht und etwas davon gesagt, das es wieder einen Weg weniger geben würde." Farendor fragte leise, da er ein wenig Angst hatte,
"Warum verschließt er die Wege und wer ist dieser Mann?"
Langsam hob Grolandar den Kopf und sah die drei der Reihe nach an. Sie sahen seine Tränen und tief in ihrem Herzen spürten sie etwas von dem Schmerz, der dem Eismagier das Herz langsamer schlagen lies.
"Er verschließt keine Wege, er zerstört die Verbindung des Turmes in diese Welt..." und nach einem kurzem Zögern fügte er leise hinzu, "... und er ist mein Bruder!"
Sichtlich geschwächt und um Jahre gealtert erhob sich Grolandar und taumelte auf die nahe Bank zu, auf die er sich kraftlos setzte. "Bruder, was hab ich dir getan..." murmelte er leise
Die drei Magier traten hinzu und Farendor bückte sich zu dem Eiszauberer hinab. Leise fragte er, "Warum tut er das?"
Grolandar hob müde den Kopf und sah dem Mann lange und tief in die Augen, schließlich fing er an zu sprechen und seine Worte brannten sich in die Erinnerungen der Anwesenden, als ob sie das gehörte selbst erlebt hätten,
"Er versperrt nicht die Wege zum Turm, sondern die Wege, die vom Turm weg führen." Die drei sahen ihn erstaunt und ungläubig an, doch Grolandar sprach weiter,
"Der Turm des Wissens beobachtet Schattenwelt seit der Erbauung des Turmes durch Osten und dem Baumzauberer. Seit dem Tag wird alles Wissen das erlangt wird in diesem Turm gesammelt. Eigentlich..." er zögerte einen Moment und schluckte, "eigentlich ist der Turm zur Neutralität verpflichtet und darf sich in die Belange der Wesen dieser Welt nicht einmischen. Rondalus brach diese Regel des Turmes und bezahlte dafür mit seinem Leben. Aber..."
Er sah die drei der Reihe nach an und fuhr dann fort,
"Aber sein Tod zeigte uns, das wir eine Möglichkeit haben in diesen sinnlosen Krieg der Götter einzugreifen, ohne das Buch der Zeit zu zerstören und als Raynor den Kristall der Magie stahl, war uns klar, das wir nun endlich unser Schweigen brechen müssen. Der Turm des Wissens wird sich in den Krieg einmischen!"
Farendor schluckte,
"Das ist es also, euer Bruder will dies verhindern!"
Grolandar nickte,
"So ist es."
"Aber wie können wir ihn aufhalten?" fragte Farendor leise.
Grolandar überlegte eine Weile mit geschlossenen Augen und die drei Magier hatten bereits den Verdacht, das er eingeschlafen war, als er plötzlich wieder den Kopf anhob und ruhig sprach,
"Es gibt einen Weg meinen Bruder aufzuhalten, doch ist dieser nicht leicht."
Fragend sahen ihn die drei an und Zodiac fragte schließlich,
"Was können wir tun?"
Grolandar blickte der hübschen Magierin in die Augen und antwortete,
"Ich werde zurückkehren in den Turm und darauf warten, das mein Bruder erneut ein Portal zum Turm des Wissens öffnet. Ihr müßt ihn dann nur daran hindern, das er das Portal betritt oder es wieder verlässt."
Zodiac meinte mit fester Stimme,
"Das bedeutet wir müssen ihn irgendwie ablenken, doch wie machen wir das?" und nach einer kurzen Pause hinzu fügend, "Ist er denn gefährlich?" Grolandar sah lange auf Zodiac und antwortete dann mit dem Kopf nickend,
"Nehmt euch vor seinem Stab in Acht. Ich hoffe das er noch niemandem etwas damit angetan hat, denn er haßt die Experimente die wir nach Schattenwelt entließen!"
Farendor hob fragend eine Augenbraue,
"Experimente?"
Grolandar sah kurz zu dem Mann und lies dann seinen Blick wieder zu Zodiac gleiten. Fast entschuldigend antwortete er, "Die Menschen!"
Ein allgemeines Aufstöhnen war die Antwort und Zodiac stammelte entsetzt,
"Ein Mensch... wie... ich...?"
Grolandar nickte,
"Es tut mir leid, das ihr die Wahrheit über eure Herkunft auf diesem Wege erfahren müßt. Denn mein Bruder will dieses Experiment endlich beenden, er hat noch nicht begriffen, das dieses und das erste mißglückte Experiment schon längst keine mehr sind!" Farendor hatte sich als erster wieder gefasst und während er auf Zodiac blickte, fragte er, "So will er alle Menschen töten?"
Grolandar schüttelte verneinend den Kopf,
"Nein, dazu hat er nicht die Macht, aber wenn sich der Turm nicht in den Krieg der Götter einmischen kann, wird es wohl das Ende dieser Welt bedeuten. Zumindest das Ende dieser Welt wie ihr sie kennt!"
Kel'Gath fragte leise,
"Wenn die Menschen ein Experiment sind, wer ist dann das mißglückte Experiment?" Der Eismagier sah zu dem Elfen auf und antwortete,
"Ihr nennt sie Barbaren!"
Nach einem Moment allgemeinen Schweigens erhob sich Grolandar langsam und sah die drei Magier traurig an, "Ich werde nun in den Turm zurückkehren. Meine eigentliche Aufgabe ist somit nicht vollendet, aber wenn ihr meinen Bruder aufhalten könnt, dann werde ich das im Turm spüren und ihn nach Hause holen können."
Zodiac, die den Schock immer noch nicht ganz überwunden hatte fragte mit gebrochener Stimme, "Könnte eine Mauer ihn aufhalten?"
Der Eizauberer zuckte mit den Schultern,
"Ich weiß es nicht."
Dann öffnete er ein Portal und verschwand. Gleichzeitig erlosch auch das Tor und zurück blieben drei völlig verstörte Magier, die in diesen wenigen Stunden mehr über den Turm des Wissens, die Herkunft der Menschen und der Barbaren erfahren hatten, als jemals ein auf Schattenwelt lebendes Wesen zuvor.

**********

Rin Schwinder saß über diesem seltsamen Buch, das er und seine Freunde des Zirkels gefunden hatten. Er verstand nicht viel von dem, was dort noch zu lesen stand, doch er war sich sicher, das dieses Buch nur eines von vielen war, die es mal gegeben hatte oder noch geben würde. Wenn dieser fremde Magier, der vor Urzeiten gelebt haben mußte, auf der Suche nach dem Turm des Wissens gewesen war, dann hatte er sicherlich nicht nur ein Tagebuch geführt.
Doch wo sollte man mit der Suche beginnen?
Der Ort, an dem sie das Buch gefunden hatten, war von ihnen untersucht worden, doch nirgends gab es Zeichen dafür, das es noch einen weiteren Platz geben würde, an dem vielleicht weitere Bücher darauf warten würden von ihnen gefunden zu werden. Rin verzweifelte fast und der Gedanke den Turm zu finden fraß sich wie eine Sucht in seine Gedanken. Er fühlte, das er sich dieser Sucht hingeben würde, aber gleichzeitig spürte er auch das dieses Unternehmen eine Gefahr für sich und seine Freunde darstellen würde. So rief er seinen Diener Raziel zu sich und teilte ihm mit, das er sich auf eine Reise begeben würde. Raziel sollte solange auf die Habseligkeiten seines Herren achten. Die Frage, wo sich denn der Herr hinbegeben würde, beantwortete Rin mit einer abwehrenden Handbewegung, "Es ist besser, wenn das niemand erfährt."
Kopfschüttelnd sah der Diener seinem Herren hinterher. Wie konnte er auch ahnen, das dieser sich und ganz Schattenwelt in große Gefahr begab.

Es war kein Zufall, das ihn sein erster Weg wieder an den Ort führte, an dem sie das Buch gefunden hatten, denn hier erhoffte sich der Magier, in Meditation versunken, einen ersten Hinweis zu finden. Doch kaum das er sich in seine Meditation vertieft hatte, wurde er durch leise Stimmen wieder in die Realität zurück gerufen. Ärgerlich schaute Rin sich um, doch es war niemand zu sehen. Gerade wollte er sich wieder konzentrieren, als er wieder Stimmen vernahm. Vorsichtig verwischte er die Spuren seiner Anwesenheit und zog sich in die Büsche zurück. Dort wartete er auf die Personen, die sich langsam näherten.

"Und du glaubst wirklich das es ein Loch ist?" fragte eine der Stimmen.
Es folgte keine Antwort, aber die nächsten Worte wiesen darauf hin, das die zweite Person genickt haben musste. "Ein Loch in der Luft!" Die Stimme klang abwertend, "Wenn Du mich angelogen hast, zieh ich dir meine Axt über deinen alten Helm, das du den als Brustpanzer tragen kannst!"
Eine zweite Stimme lachte brummig auf,
"Jaja du Wicht, versuch das und meine Axt wird dich noch kürzer machen als du sowieso schon bist!" Kurz darauf traten zwei Zwerge auf die winzige Lichtung und blieben vor dem halb verfallenen Schrank stehen. Wütend blickte einer der beiden auf den Schrank, um im gleichen Moment loszubrüllen,
"DAS IST EIN SCHRANK UND KEIN LOCH DU GEBURT EINES VERLOGENEN SANDSCHMIEDES!"
Der andere Zwerg zuckte mit den Schultern und trat auf den Schrank zu, zog seine Axt und hielt sie so, das sie eigentlich gegen das morsche Holz stoßen mußte, doch nichts geschah. Die Axt verschwand dort, wo sie auf den Schrank stieß im Nichts. Fassungslos klappte dem anderen Zwerg die Kinnlade auf die Brust,
"Was bei Umrazin..." stammelte er.
Rin Schwinder, der das Geschehen aus seinem Versteck heraus beobachtete, fielen ebenfalls fast die Augen aus dem Kopf und nur mühsam unterdrückte er ein Stöhnen.
Die beiden Zwerge unterhielten sich einen kurzen Moment und beschlossen dann durch dieses seltsame Loch zu gehen. Bevor Rin sich gefasst hatte verschwanden die beiden Zwerge spurlos in dem Schrank.
Langsam kroch der Magier aus seinem Versteck und trat näher heran. Er hatte diesen Schrank schon mehrere Male angefaßt und niemals war ihm dieses Wunder aufgefallen. Vorsichtig berührte er das alte Holz an der Stelle, wo Augenblicke vorher die Zwerge verschwunden waren, doch seine Hand verschwand nicht.
Kopfschüttelnd untersuchte er den Schrank, doch nichts deutete darauf hin, das es hier ein Loch in der Luft oder ein magisches Portal gab. Gerade wollte er sich fassungslos niedersetzen, als direkt vor ihm einer der beiden Zwerge aus dem Schrank taumelte und in ihn hinein rannte. Es war eine Reflexsituation, in der Rin den Zwerg auffing, der aus Mund, Nase und Ohren blutete. "Was ist geschehen?" fragte er hastig und fügte hinzu, "Und wo ist euer Kamerad, der mit euch dort hinein ging?" Der Zwerg lächelte wirr und sackte in sich zusammen. Der Magier konnte das Gewicht nicht halten und mußte den schweren Zwerg fallen lassen. Hart schlug dieser auf den Boden auf, doch das sanfte Lächeln in seinem Gesicht schien das nicht zu stören. Leise stammelte er, "Ich... Wir... Sie ist... so wunder... schön..."
Rin beugte sich zu dem Zwerg hinab und bemerkte erst jetzt, das in der Brust des Mannes ein riesiges Loch klaffte. Das Herz des Zwerges war zu sehen und es hatte tiefe Risse, als hätte eine Kralle versucht es herauszureißen. Eilig sprach er einen seiner stärksten Heilzauber auf den Zwerg, doch eine unsichtbare Wand warf den Spruch zurück und für wenige Sekunden spürte der Magier die Schmerzen des Zwerges. Sich auf dem Boden krümmend und Speichel aus dem Mund laufend, lag Rin neben dem Zwerg auf dem Boden. Seine Augen waren vor Entsetzen geweitet, als sich der Kopf des Zwerges in seine Richtung wandte und ihn lächelnd ansah,
"Sie... existiert... also... doch..."
Mit einem glucksenden Laut und einem glücklichem Lächeln starb der Zwerg.
Rin brauchte mehrere Stunden um sich von den Schmerzen zu erholen und längst war die Nacht herein gebrochen, als er endlich die Kraft fand sich zu erheben. Ohne richtigen Appetit zu haben, aß er ein paar Früchte und begrub dann den Zwerg. Er wußte, das dort auf der anderen Seite dieses seltsamen Durchganges etwas sehr schlimmes passiert sein mußte, aber trotzdem war der Zwerg mit einem glücklichem Lächeln auf den Lippen gestorben. Was bedeuteten die letzten Worte des Zwerges? Sie existiert also doch! Misstrauisch blickte er zu dem Schrank und hatte plötzlich das Gefühl beobachtet zu werden. Seine Nackenhaare stellten sich auf und langsam wandte er sich um.
Das letzte was er sah, war eine blutrote menschliche Gestalt in einer seltsamen Robe, dann traf ihn der Stab an der Schläfe und er versank in tiefer Bewußtlosigkeit.

Rin öffnete die Augen und verschloß sie sofort wieder. Die Helligkeit blendete so heftig, das er davon Kopfschmerzen bekam. Doch gleichzeitig vernahm er eine sanfte Stimme,
"Er kommt zu sich!"
Jemand hob ihn vorsichtig an und führte ein Glas mit Wasser an seine Lippen, dabei fragte eine andere Stimme leise, "Wird er überleben?"
"Ja, obwohl ich es nicht verstehe. Der Stab meines Bruders hätte ihn töten müssen."
Rin schluckte durstig das Wasser und öffnete blinzelnd die Augen. Nach einiger Zeit hatten sie sich an die blendende Helligkeit gewöhnt, doch außer Umrissen konnte er noch nichts erkennen. Hustend fragte er,
"Wo bin ich und wer seid ihr?"
Der Mann, der ihn stützte rückte ein Kissen zurecht, so das Rin jetzt ohne fremde Hilfe sitzen konnte und trat dann in sein Gesichtsfeld, "Du bist jedenfalls nicht mehr in Umrazin, falls Du das meinst!"
Rin verstand nicht und runzelte die Stirn,
"Umrazin? Was ist das?"
Der Mann winkte lässig ab und langsam konnte Rin mehr erkennen. Der Mann vor ihm war Grolandar und der zweite Mann, der etwas hinter dem Eiszauberer stand schien ein alter weißhaariger Elf zu sein, der seine Haare zu einem Zopf zusammen geflochten hatte. Irgendwie hatte Rin das Gefühl, diesen Mann schon einmal begegnet zu sein.
Fragend sah er von einem zum anderen,
"Und wo bin ich denn nun wirklich?"
Der Mann in Grün trat an das Fußende des Bettes heran, in dem der Magier lag und lächelte ihn sanft an, "Ich denke du ahnst es bereits, denn deine Suche ist früher zu Ende als Du gedacht hast, mein Freund." Rin riß die Augen auf und fuhr aus seiner sitzenden Position auf,
"DER TURM..." rief er erregt, doch im gleichen Moment fuhr ein Schmerz durch seinen Kopf, das er sofort bewußtlos in das Kissen zurück sackte.

Die folgenden Tage wurde der Magier immer wieder von Fieberträumen und anderen Anfällen heimgesucht. In den Träumen sah er eine seltsame Stadt, tief unten in der Erde. Die Dächer der Häuser schienen aus purem Gold zu bestehen und die Wände schienen aus dem weißestem Marmor zu bestehen, das er jemals gesehen hatte. Jedes Haus war mit wunderschönen Verzierungen versehen, die aus Tausenden von Edelsteinen zusammen gesetzt waren.
Der Schein der wenigen Fackeln, die sich in den Edelsteinen und den Dächern spiegelten, reichte aus, um die ganze unterirdische Stadt in ein helles Licht zu füllen.
Diese Bilder erschienen immer wieder und dann tauchte plötzlich ein Mann in der Stadt auf. Als Rin in seinen Fieberträumen diese Gestalt sah, warf er sich im Schlaf so heftig hin und her, das er festgebunden werden mußte, da man Angst hatte das er sich etwas brechen würde. Niemand der anwesenden Wissensmagier konnte auch nur ahnen, was der Magier in seinen Träumen für Grausamkeiten sah, doch eines Tages bildete sich plötzlich an der Decke über dem Krankenbett eine riesige Blutlache und tropfte langsam auf den Todkranken hinab.
Von diesem Moment an starb Rin Schwinder und das gesamte Wissen des Turmes schien ihm nicht mehr helfen zu können. Wie durch einen Schleier vernahm er das Gespräch zwischen zwei Wissensmagiern.
"Wenn ich diesen Versuch nicht wage, wird er sterben!"
"Ich weiß, aber was du vor hast, ist mehr als gefährlich, nicht nur für dich, sondern auch für den Turm!" "Auch das weiß ich. Doch wenn er stirbt, wird das Buch der Zeit noch schneller zerstört, als das jetzt schon durch den gestohlenen Kristall geschieht und das weißt Du."
"hmm" kam nach einiger Zeit die Antwort und die erste Stimme sprach weiter,
"Ich werde zurück gehen in der Zeit und jemanden für die Tests benutzen, der bereits Tot ist. Ich hole ihn in dem Moment da er oder sie stirbt, das dürfte sich nicht auf das Buch auswirken."
"Und was geschieht dann? Egal wen auch immer du holst, er wird ja nicht wirklich sterben und das Buch wird somit zerstört werden." "Nein, denn Du wirst Kontakt aufnehmen mit dem Bewahrer des Buches und ihn fragen, wann sich jemand daran macht, Raynor zu trotzen und den Tot zu besiegen. Dort, zu diesem Zeitpunkt, werden wir dann eingreifen und dafür sorgen, das der oder die richtige Person wieder ins Leben geholt wird."
Nach einer Weile antwortete die zweite Stimme nachdenklich,
"So könnte es vielleicht funktionieren, doch der Bewahrer des Buches ist durch meine Schuld auf dieser Welt gestorben, als ich das Tor schloß welches dieser Beelzial geöffnet hatte. Ich weiß nicht wie lange ich brauche um ihn im Strom der Zeit zu finden." Die andere Stimme bemerkte sachlich,
"Ein Ruf im Strom der Zeit wird immer gehört werden, egal wann. Die Spur wird ihn hierher bringen und er wird rechtzeitig erscheinen!" "Ich hoffe das Du Recht hast, mein Freund und das dein Bruder die Wege nicht alle verschlossen hat, die vom Turm weg führen. Denn wenn es keinen Weg mehr raus gibt, wird weder dieser Mann hier, noch das Wesen das Du für deine Experimente benötigst, jemals wieder Schattenwelt erblicken"

Als Rin das nächste mal die Augen aufschlug, war es dunkle Nacht und über ihm standen die Sterne. Er fühlte sich leicht benommen und erhob sich mühsam.
Ein Verband um seinen Schädel ließ ihn schnell erkennen, das er all dies nicht geträumt hatte. Er war wirklich im Turm gewesen und in dieser seltsamen Stadt. Er hatte den Eiszauberer und den Baumzauberer gesehen und gehört.
Und dann war da noch diese seltsame dunkelhäutige Frau gewesen. Sie war wie er kein Bestandteil des Turmes und doch hatte er das Gefühl das er sein Leben eigentlich ihr verdanken würde. Wie war doch ihr Name gewesen?
Tin...
Tin Tamarra...

Bericht Yahron

Bahr hat mich hereingelegt... schon als er mich so nett an seinen Tisch bat und mir ein Ale spendierte. Ich kannte ihn davor nicht woher sollte ich auch wissen das er einer der mächtigsten und gefürchtetsten Gauner Schattenwelts ist.
Er wolle nur ein bißchen Würfeln keine großen Beträge... das ich nicht lache. Nun hab ich Schulden bei ihm und er mich in der Hand. Kopfschütteln schnitze ich weiter an einem Stück Holz herum. Von Zeit zu Zeit hob ich den Kopf um zu sehen ob sich irgendwas in Richtung dieser Höhlen tat. Und genau das war meine Beschäftigung seit mehreren Stunden. Bahr lag ein Stück weiter im Gras und schnarchte. Ich schmiss das Holzstück weg und zog mein Rucksack zu mir und kramte darin ein Stück Brot hervor. Während ich so darauf herum kaute ließ ich mir Bahr's ach so genialen Plan noch mal durch den Kopf gehen,
"Ganz einfach wir lauern diesen Abenteurern vor der höhle auf sie nennen sie Shame...sobald sie heraus kommen mit ihrer Beute schnappen wir sie uns".
Hörte sich alles ganz einfach an und wenn sich hier mal jemand blicken lassen würde wäre es wohl auch so. Gähnend lehnte ich mich an den nächsten Baum und schaute wieder zu den Höhlen an denen sich immer noch nichts tat und das schon seit mehreren Stunden.....
Leise in der ferne konnte ich das Rauschen eines Wasserfalls hören. Ich beschloß Bahr weiter schlafen zu lassen und meinen Kopf ins Wasser zu stecken um wieder fit zu werden.
Langsam stand ich auf und arbeitete mich durchs Dickicht bis ich auf einen schmalen Trampelpfad stieß der ebenfalls in Richtung des Rauschens führte. Ich folgte ihm verwundert Richtung Süden und das Rauschen nahm immer mehr zu es war schon ganz nah. Ich bog ein paar Äste auseinander und sah dann einen kleinen See in dem der Wasserfall endete. Ein grinsen zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. Was für ein schönes Fleckchen Erde. Die Gischt des Wasserfalls funkelte im Schein der Sonne, das Wasser war klar und rein und außer dem gleichmäßigen Rauschen und dem Vogelgezwitscher war nichts zu hören. Überwältigt stand ich eine ganze weile still und ließ meinen Blick über das Ufer gleiten. Stirnrunzelnd blieb mein Blick an einem kleinen Gebäude hängen das auf der anderen Seite errichtet wurde.
Neugierig lief ich am Ufer entlang bis ich den kleinen See umrundet hatte. Als ich näher kam erkannte ich das der Steinbau vorne einen kleinen Eingang besaß. Im inneren war ein Grab. Verwelkte Blumen umgaben die Anhöhe in der der Körper ruhte. Ich hatte ein etwas mulmiges Gefühl als ich nun genau vor dem Grab stand. Ich versuchte die vergilbten Schilder zu lesen aber an den unteren Zweien war die Schrift stark abgeblättert und am ersten Schild verstand ich die Sprache nicht.
Ich wollte mich gerade bücken um die Gravur auf dem Ankh zu lesen als ich Bahr's Stimme vernahm.
"Hey Yahron du stinkende Orkfratze wo steckst du...".
Ich schaute zum andere Ufer und da trat er gerade aus dem Dickicht hervor. Wütend stapfte er auf mich zu. Es war wirklich ein seltsamer Anblick wie er mit seiner Masse schwitzend um den See lief.
"Was treibst du hier ?"...schnaubte er mich an. " Sagte ich nicht du sollst die Höhlen beobachten..." wetterte er. Er schob mich wütend beiseite und schaute verdutzt auf das Grab. Er rieb sich die Hände und seien Miene hellte sich zusehends auf, "Wenn wir schon keine Abenteurer vor der Höhle erwischen fällt für mich vielleicht hier was ab..." dröhnte seine Stimme. Er schnaufte immer noch wie ein wütender Ettin, setzte sich ans Ufer und wischte sich den Schweiß mit einem dreckigen Lappen ab. "Los schnapp dir einen Ast und durchsuche das Grab manchmal begraben sie Ausrüstung oder anderen Plunder mit dem Körper..." Ich schaute ihn entgeistert an...
"Spreche ich Elfisch ? Los mach endlich..." sagte er in einem befehlenden Ton.
"Nein nein nein... da mach ich nicht mit..." sagte ich etwas kleinlaut. "Ich habe noch Respekt vor den Toten..." schob ich hinterher. Bahr verzog das Gesicht brüllte und hob drohend den Arm,
"Wenn du nicht augenblicklich das tust was ICH zu dir sage dann liegst du gleich auch in so einem Grab..." nach Luft ringend deutete er auf das Grab und wischte sich nochmals die Stirn.
Ich getraute mir nicht noch mal das Wort gegen ihn zu erheben. Widerwillig begann ich vorsichtig mit einem langen Ast im Grab zu stochern. Nach und nach kamen einige Knochen zum Vorschein, angewidert wendete ich mich ab und trat vom Grab weg. Bahr hingegen stand auf und grub mit bloßen Händen weiter.
Kopfschüttelnd beobachtete ich ihn.
Plötzlich hörte er auf zu graben und begann dreckig zu lachen,
"Sieh mal an.." er drehte sich um und hielt in der verdreckten Hand einen kleinen Edelstein. "Entschädigt mich wenigstens für die gekauften Rationen..." grummelte er, steckte den Stein ein und stand wieder auf,
"Das was es mal war braucht es jetzt sowieso nicht mehr!" lachte Bahr, "Und du steh nicht dumm da grabe das Ding wieder zu wir treffen ums im Lager und brechen dann auf."
Ich wollte mich schon wieder mit dem Ast zu schaffen machen da bückte er sich nochmals und nahm einen Knochen aus dem Grab. "Für einen Freund..." grinste er und stapfte davon.
Während Bahr wieder im Dickicht verschwand begann ich die Knochen wieder mit Erde zu bedecken. Zitternd hielt ich den Ast fest als ich fertig war und blickte auf das Grab, ich kniete nieder und sprach, "Verzeiht mir."
Den Ast schmiss ich ins Wasser, klebte doch der Tod an ihm. Mit eiligen Schritten begab ich mich zum Lager, packte meine Sachen und begann mit Bahr und gemischten Gefühlen die Heimreise nach Britain.

Wir kamen recht schleppend voran, es begann bereits zu Dämmern als wir endlich das Orkfort nördlich umgangen hatten und auf den Weg der nach Britain führte stießen.
Ich hatte bis jetzt kein weiteres Wort mit ihm geredet, auf den Boden schauend trottete ich hinter ihm her. Ich bemerkte das der Knochen seitlich aus dem Rucksack heraus ragte. Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen für was er ihn überhaupt anfaßte, geschweige denn mitnahm.
Wir liefen einige Minuten auf dem Weg als Bahr plötzlich stehen blieb und inne hielt. Beinahe wäre ich mit ihm zusammen gestoßen. Ich stelle mich neben ihn und schaute ihn an. Er reckte den Kopf und blinzelte angestrengt in die Ferne. Ich versuchte seinem Blick zu folgen. Die Straße entlang war der Zaun der zum hiesigen Friedhof gehörte. Die Tür zu diesem stand weit offen und schemenhaft erkannte ich wie eine Gestalt aus dem Friedhof lief. Sie blieb vor der Tür auf der Straße stehen und drehte sich urplötzlich zu uns.
Langsam lief die Gestalt, oder schwebte sie, auf uns zu. Ich kniff die Augen zusammen und starrte in die anbrechende Dunkelheit. Ich nahm wahr das Bahr nach seinem Breitschwert tastete und es unter seinem Umhang umklammerte.
Als die Person näher kam erkannte ich sie genauer. Es war ein hochgewachsener dünner Mann. Er hatte eine dunkle graue Robe an, mit seltsamen golden gestickten Zeichen und Symbolen auf der Brust und an den Ärmeln. Sein Gesicht versteckte er unter einer Kapuze die er tief ins Gesicht gezogen hatte. Seine Hände waren unter seiner Robe verborgen. Etwa fünfzeh Schritte von uns entfernt blieb er stehen und rührte sich nicht mehr. Mit einer dunklen aber ruhigen Stimme fragte er gespielt freundlich,
"So spät noch unterwegs?"
Wobei er spät ganz besonders betonte. Ich starrte ihn an und fand keine Worte, dafür aber Bahr. "hmm Grüße edler Fremder." rief er.
Mich wunderte es das er auch so freundlich ein konnte.
" Wir... hmm sind Reisende auf dem Weg nach Britain." sprach er weiter.
Wir beide beobachteten den Mann um seine Reaktion abzuwarten.
"So so nach Britain," entgegnete dieser gelassen, "Nun ich glaube soweit werdet ihr nicht kommen."
Bei diesen Worten bewegten sich seine Hände unter der Robe und kamen zum Vorschein, darin hielt er jeweils ein rotes Säckchen. Bahr zückte sein Breitschwert und ging in Kampfstellung,
"Seid kein Narr, wir werden dich in Stücke hacken. Du kannst uns nicht beide bekämpfen." entgegnete er dem Mann.
Dieser fing an zu lachen und begann die zwei Säckchen getrennt voneinander auf den Boden vor ihm auszuleeren. Zum Vorschein kamen einige Knochen und anderes Gebein. Aus meinem mulmigen Gefühl wurde nun blanke Angst, ich trat einige Schritte zurück und suchte zitternd meinen Dolch.


Der Mann begann wieder zu sprechen,
"Glaubt ihr ICH mache mir selber die Hände an euch Abschaum schmutzig?"
Im selben Moment begann er die Arme zu heben und mir unverständliche Worte zu murmeln. Erst leise und langsam dann immer schneller und lauter bis er fast schrie. Bahr fing an sich auf ihn zu zu bewegen,
"Los komm diesem Hundesohn werde ich zeigen wen er hier vor sich hat..."
Der Mann in der grauen Robe beendete auch schon sein Gemurmel und seine Hände zeigten nun auf die beiden Knochenhaufen vor ihm. Rauch umgab diese und wie aus Geisterhand zusammengebaut erhob sich je ein Skelett Krieger aus den Haufen. Bahr blieb bei dem Anblick wie angewurzelt stehen.


"Ihr werdet meine beiden Freunde bald näher kennen lernen." sprach der Mann recht freudig und noch bei diesen Worten erwachten die zwei Untoten Krieger zum Leben und bewegten sich klappernd auf Bahr zu.
Dieser starrte ungläubig auf die sich ihm nähernde Gefahr. So etwas hatte er noch nie erlebt. Ich, immer noch starr vor Schreck, ging ich langsam ohne mich umzudrehen einige Schritte zurück, stolperte über eine Wurzel und fiel auf den Rücken. Auf den Unterarmen versuchte ich weiter zu krabbeln, den Blick nicht von dem Schauspiel abwendend. Bahr unterdessen hatte sich umgedreht und begann, so schnell es ihm sein Umfang zuließ, zu fliehen. Doch er kam nicht weit Schnell hatten ihn die zwei Untoten eingeholt, ein Schwerthieb traf ihn in den Rücken. Ich sah in Bahr's Gesicht, seine Augen waren weit aufgerissen und ein Schrei den ich nie vergessen werde entsprang seiner Kehle, dann fiel er wie ein nasser Sack zu Boden. Doch die zwei Skelette ließen nicht von ihm ab, immer weiter schlugen sie auf ihn ein.
Währenddessen konnte ich im Hintergrund den Mann sehen, wie er grinsend und mit verschränkten Armen vor seiner Brust sich seiner Untoten Diener erfreute.
Ich rappelte mich auf, ließ dabei den Dolch sowie ein paar andere Habseligkeiten fallen und rannte so schnell wie ich noch nie gerannt war Richtung Yew. Ich getraute es mir nicht mich umzudrehen, geschweige denn stehen zu bleiben, ich wollte nur noch weg von diesem Ort, von diesem Mann... ...alles vergessen.


Bericht Vuryn

Zufrieden schaute ich dem fliehenden Jungen hinterher. Es war den Aufwand nicht wert ihn verfolgen zu lassen hatte ich doch erreicht was ich wollte. Ich brauchte nur noch einen und der lag vor mir.
Ich klopfte die Robe ab und rückte mein Kapuze zurecht. Dann lief ich zu dem toten etwas. Meine beiden Diener hatten wirklich ganze Arbeit geleistet, er war wirklich übel zugerichtet aber trotzdem noch wertvoll für mich.
Schnell befahl ich den Skeletten die Überreste mitzunehmen. Sein Blut tropfte aus einigen tiefen Wunden, die Erde war ebenfalls rot getränkt.
"Wir müssen uns beeilen..."
Ich lief mit schnellen Schritten nordwärts in den Wald. Die zwei Skelette folgten mir. Ich mochte dieses Quietschen und Knacken bei jedem Schritt. Es hatte irgendwas beruhigendes.


Wir kamen zügig voran und einige Minuten später standen wir vor meiner selbst ernannten "Villa". Auf dem Dach wachte ein weiterer Skelett Krieger.
Hastig folgte ich den unterirdischen Gängen bis ich über eine Treppe in meine Gemächer kam. Eilig nahmen ich ein paar Phiolen an mich und lief meinen Dienern entgegen. Ich befahl ihnen die Leiche auf einen Tisch zu legen.
Ich legte seinen Arm so hin das er über die Tischkante ragte und stellte die Phiole genau darunter. Gekonnt schnitt ich seinen Arm nach oben auf. Beginnend von der Hand hinauf bis zum Anfang des Rumpfes. Ein Schwall Blut floss mir entgegen. Den größten Teil fing die Phiole auf. Ich stand wieder auf und atmete langsam aus, es war vollbracht.
Neben dem Tisch lag ein Rucksack der wohl dem Mann gehörte. Neugierig kramte ich darin aber das einzig interessante war ein Knochen. Ich konnte mir nicht vorstellen für was er ihn mit sich herumtrug. Ich hob ihn direkt vor mein Gesicht und studierte ihn genauer. Mein Mund formte ein Grinsen. Ich nahm ihn mit und ging in einen weiteren Raum.
Es war überall recht dunkel, nur wenig Licht fiel durch die Vorhänge. Ein modernder Geruch lag in diesem alten Steingemäuer. Alles strahlte Kälte und Unbehagen aus. Mir gefiel es hier.
Hier in diesem Zimmer lagerte ich verschiedene Kräuter, trocknete diese und konservierte sie. Weiter hinten stand ein großes Regal mit einer ansehnlichen Sammlung an Phiolen, gefüllt mit allerlei Tränken und weiter unten mit verschiedensten Körperteilen. Den Knochen legte ich extra abseits von einem schon bestehenden Stapel. Diesen Knochen wollte ich erst untersuchen bevor ich mit ihm experimentierte.


Ich hatte den Knochen gerade abgelegt als es klopfte. Eine röchelnd tiefe Stimme fragte,
"Mein Lord, ihr seit schon zurück?"
Ich wandte mich um und antwortete
"Ja es hat heut nicht lange gedauert."
Ich schaute auf die Gestalt in der Tür, sie stand etwas schief da und schien am Türpfosten zu hängen, es war Nuihs, eines meiner frühsten Werke. Er war oder ist ein Zombie. Ich baute ihn mir vor langer Zeit aus Überbleibseln verschiedenster Rassen zusammen. Leider war sein rechtes Bein viel kleiner, ich hatte da wohl etwas geschlampt, wie auch an seinem Gehirn. In Gedanken musste ich grinsen. Er wollte wohl durch die Tür und begriff nicht das er am Türpfosten hing.
Ich hatte langsam aber sicher genug von diesem Tolpatsch. Er kochte schlecht und er war etwas minderbemittelt. Ich führte meine Hand zum Kinn und grübelte,
"Es war das Gehirn des Orks, ja das war es..."
Nuihs starrte mich unverständlich aus seinem einzelnen Auge an. Das andere hatte er sich selber ausgestochen, als er den Garten mit einer Sense in Ordnung bringen sollte. Er hing immer noch am Türpfosten fest, versuchte aber immer noch auf mich zu zu gehen.
"Nuihs ?"
"Ja mein Lord.." röchelte seine Stimme.
Ich schaute ihn an und winkte wieder ab.
"Bringe mir die Phiole die am Tisch steht und komm in mein Arbeitszimmer."
"Ja mein Lord..." er drehte sich um und schlich, sein Bein nachziehend und mit den Armen wild rudernd, davon.
Ich verzog das Gesicht und ging Kopfschüttelnd in ein weiteres Zimmer. Es war etwa doppelt so groß wie die anderen Zimmer und vollkommen leer bis auf eine kleine Art Staffelei die im Norden an der Wand aufgebaut war und in der ein großes Buch aufgeschlagen ruhte. Auf dem Boden war ein, das Zimmer ausfüllendes, Pentagram gemalt. Zufrieden starrte ich auf mein Werk. Wochen hatte es gedauert, nun fehlte nur noch ein kleiner Teil der mit Blut benetzt werden musste und ich war meinem Ziel ein Schritt näher. Ich hörte ein paar Gläser zerbrechen und wußte sofort das Nuihs kam. Grummelnd drehte ich mich zum Eingang um, wo er auch schon zur Tür herein stolperte, in der Hand die Phiole gefüllt mit Blut. Doch lief er nicht auf mich zu sondern an der Wand entlang.
"Nuihs!!!" schrie ich wütend, "Ich bin hier drüben!!!"
Langsam drehte er sich zu mir und kam dann stolpernd auf mich zu. Zähneknirschend nahm ich die Phiole entgegen und warf ihm einen wütenden Blick zu.
"Zu Diensten mein Lord..." keuchte er.
"Geh nun in das Zimmer, in dem die ganzen Phiolen stehen und hol mir einen Knochen aus dem Stapel." Er nickte und machte sich aus dem Staub. Ich hatte mir angewöhnt ihm nicht mehrere Aufträge zu erteilen das verkraftete wohl sein Gehirn nicht. Wenige Minuten später kam er wieder, ich befahl ihm den besagten Knochen in die Mitte des Pentagrammes zu legen und wieder zurück zu treten. Lange hatte ich auf diesen Moment gewartet. Die Vorbereitungen dauerten nun schon mehrere Jahre, doch nun war alles soweit. Die Konstellation der Sterne, das Pentagram und das Buch. Ein Gefühl von Freude stieg in mir auf, bald würde ich etwas erschaffen was niemand vor mir je versucht hatte.
Ich schritt gespannt zu der Staffelei, schlug langsam eine Seite auf und begann die Worte in dem Buch zu zitieren. Innerlich sammelte ich all meine arkanen Energien um sie im richtigen Zeitpunkt wirken zu lassen. Immer wieder wiederholte ich den Spruch, immer mehr Kraft setzte ich in meine Worte. Meine Arme weit von mir gestreckt stand ich an der Staffelei die Worte immer wieder wiederholend. Meine Hände verkrampften sich zu Fäusten, mein Körper bebte.
Plötzlich erhellte ein helles Leuchten den Raum, ich vernahm Tausende von flüsternden Stimmen die teils näher und ferner schienen. Geblendet schloß ich die Augen, hörte aber nicht auf die Worte zu sprechen... Ich schrie sie nun heraus um die Stimmen zu übertönen. Mein Körper zitterte, Schweiß lief mir an den Schläfen herunter und ich fühlte, das meine Kräfte schwanden. Lange konnte ich nicht mehr lange durchhalten. Auf einmal verschwanden die flüsternden Stimmen so schnell wie sie aufgetaucht waren und ein helles schrilles Geräusch machte sich in dem Zimmer breit, das immer den selben Ton hielt.
Das Leuchten nahm ab.
Meine Stimme verstummte.
Taumelnd fiel ich zurück an die Wand und sank ohnmächtig zu Boden.


Ich fühlte mich ausgelaugt und schwach als ich die Augen wieder öffnete.
Mein Blick wanderte über das Pentagram, deren Mitte ich noch nicht einsehen konnte, da die Staffelei genau im Weg stand. Es roch verbrannt und die Luft war stickig, das Blut mit dem ich das Pentagram zeichnete war schwarzem Ruß gewichen.
Langsam richtete ich mich wieder auf und starrte ungläubig in die Mitte des Raumes, wo anscheinend etwas zu liegen schien. Neugierig näherte ich mich dem was da lag. Dort angekommen ging ich in die Hocke und starrte auf eine Person.
Eine Weile behielt ich diese Position ein und musterte sie stirnrunzelnd. Ich konnte nicht fassen was ich da sah. Sie hatte bläulich gefärbte Haut und wallend weißes Haar. Ruhig atmend lag sie zusammengekauert auf dem Boden. Ihre Augen waren geschlossen und wirkte bewußtlos.
Schnaubend vor Wut stand ich wieder auf, den Blick zu Nuihs gewandt. Meine Mundwinkel verzogen sich nach unten und ich schrie ihn an,
"Du verdammter Haufen zusammengenähter verwester Leichenteile..." ich japste nach Luft, "du hast mir den falschen Knochen gebracht!" Ich war vollkommen in Rage, zornig sprach ich die Worte der Macht Kal Vas Flam und Nuihs ging in Flammen auf. Nur ein kleines Häufchen Asche blieb übrig.
Trotzdem war meine Wut nicht gestillt. Ich mußte mir erst mal Gedanken darüber machen was nun mit dieser Drow geschehen sollte. Ich wußte nicht wie sie wohl reagieren würde wenn sie wieder aufwachte.
Kurzerhand schnappte ich die Drow, die auf dem Rücken lag, an ihren Händen und zog sie auf dem Boden schleifend hinter mir her. Im unteren Stockwerk gab es einige Zellen, das Beste würde sein wenn ich sie dort einsperrte.
Gerade am Treppenabsatz angekommen vernahm ich ein leises Knurren. Ich hielt kurz inne, legte den Kopf schief und lauschte in die wieder eingekehrte Stille dann schaute ich langsam auf die Gestalt zu meinen Füßen.
Ihre roten Augen funkelten mich böse an.
Mein Mund stand weit offen vor Schreck, gerade wollte ich ihre Hände loslassen und etwas Abstand zwischen uns bringen, als sie mich auch schon zu sich herunter zog. Unsanft landete ich neben ihr auf dem Boden.
Schnell tastete ich nach meinem Dolch, doch er war mir als ich auf dem Boden aufschlug heruntergefallen und lag nun etwa zwei Meter weiter weg. Auf dem Boden robbend versuchte ich den Dolch zu erreichen doch sie war schneller. Sie stürzte sich mit einem lauten Schrei auf mich, umklammerte meinen Hals und hämmerte meinen Kopf immer wieder auf den Boden.
Ich versuchte noch mentalen Kontakt zu meinen Dienern aufzunehmen, doch kurz bevor mir das gelang wurde mir schwarz vor Augen und ich begann in einen langen Schlaf zu verfallen aus dem ich nie mehr aufwachen sollte...


Ende Bericht


Vierna Do'Urden sah auf das Buch in ihren Händen. In ihrem Schädel pochte ein Schmerz, der die Schatten der Vergangenheit herauf beschwor. Das durfte nicht geschehen, niemals.
Langsam blickte sie auf zu Gum Jabbar, dem Blutsbruder ihres Sohnes. Dem einzigen Riviil, dem sie es jemals erlaubt hatte dieses Ritual zu vollziehen. Ihre Augen glühten in der untergehenden Sonne Feuerrot.
Leise frage Gum,
"Also scheint dieses Buch wichtiger zu sein, als wir annahmen und es war gut, das ich es euch brachte Ilharess?"
Vierna nickte stumm und übergab das Buch an Crow Do'Urden, der wartend hinter ihr gestanden hatte. Schnell überflogen seine Augen die wenigen geschriebenen Worte und mit jeder Sekunde die er las, konnte man erkennen das er blasser und blasser wurde. Leise stöhnte er auf, als er die Seiten des alten vergammelten Tagebuches zuschlug,
"Umrazin... ...ist gefunden!"
Gum riß entsetzt die Augen auf,
"Nein..." entfuhr es ihm, doch Crow übergab ihm das Buch,
"Lies selber!"
Gum las die Zeilen sehr aufmerksam und sah dann traurig in die Gesichter der beiden Drow. Er schluckte, als er anfing zu sprechen, "Wenn das, was hier in diesem Buch steht, wirklich die Wahrheit ist, bedeutet das den Untergang der Drow. Die Zwerge würden Schattenwelt überrollen und jeden Drow töten, den sie in die Finger bekommen!"
Crow knurrte wütend,
"Pah, sollen sie doch kommen..." doch Vierna winkte ihm zu schweigen.
Forschend blickte sie auf den alten Vampir,
"Du weißt mehr als Du uns sagst, ist es so?"
Gum schüttelte den Kopf,
"Nein Ilharess, ich würde euch niemals belügen."
In Richtung Crow nickend,
"Er ist mein Bruder. Der einzige den ich habe, seit hunderten von Jahren. Ich liebe ihn mehr als mein untotes Leben und euch anzulügen, würde bedeuten ihn zu betrügen!"
Vierna musterte ihn lange, bevor sie antwortete,
"Wir wissen, das es noch mindestens ein weiteres Buch geben muss. Daemona sprach sogar davon, das sie bei den Anhängern des Zirkels der Macht weitere drei gesehen hat. Wenn in jenen Büchern auch etwas über Umrazin steht, werden die Riviil früher oder später die Wahrheit erkennen und sie werden es den Zwergen erzählen."
Gum nickte und Crow knurrte wütend.
Vierna sah über den Marktplatz von Vesper hinweg. Ihre Gedanken schweiften in die Vergangenheit, als ihr Mutter sie in das größte Geheimnis der Drow einweihte. Sie nahm nicht wahr, wie die Sonne langsam am Horizont in das stille Meer eintauchte und den Himmel in ein blutiges rot tauchte. Der Wind spielte leicht mit ihren Haaren.
Stumm standen Gum und Crow da. Keiner der beiden wagte ein Wort zu sprechen. Beide wußten, das Vierna eine Entscheidung zu fällen hatte. Die Stunden vergingen, ohne das sich einer der drei regte. Gum lauschte unbemerkt den Gedankengängen der Ilharess und wieder entdeckte er eine Seite in diesem Volk, die niemals jemand begreifen würde. Zu tief waren ihre Wurzeln mit den vier Brüdern und den Anfängen dieser Welt verwachsen. Er verstand, das Vierna nicht anders handeln konnte. Seit Generationen hatten die Drow dieses Geheimnis bewahrt und nur die obersten Mitglieder eines Hauses wußten um die Wahrheit Umrazin's.
Das Gum davon wußte, hatte er diesem seltsamen Magier zu verdanken, der vor etwa Tausend Jahren Umrazin entdeckt hatte. Dieses Buch, das Vierna jetzt in den Händen hielt, während ihre Gedanken in der Vergangenheit weilten, musste von diesem Magier stammen. Unbewußt wurde Gum wütend auf sich selber. Damals hatte er dem Magier geholfen, Tin Tamarra vor Rin Schwinder zu beschützen. Die Suche nach dem Turm des Wissens, in die diese beiden Gestalten irgendwie verstrickt schienen, hatte sie schließlich nach Umrazin geführt. Doch kurz bevor sie damals die Stadt betreten konnten, hatte Rin sie eingeholt und Tin zurück gebracht.
Erst als Tin ihm in dieser Zeit, Tausend Jahre später wieder begegnet war, hatte er begriffen das diese Drow und der Elf Rin Schwinder durch die Hilfe des Turmes in die Vergangenheit gereist sein mussten.
Aus welchen Gründen auch immer, aber Tin hatte zumindest diesen Teil ihres Gedächtnisses verloren und selbst ihm war es nicht gelungen, mit Hilfe seiner geistigen Kräfte den seltsamen Block zu entfernen, der die Erinnerungen an die Oberfläche ihres Wissens hätte dringen lassen.


Crow trat dicht an Gum heran und fragte leise und besorgt,
"Warum sehe ich Tränen in deinen Augen, Bruder?"
Langsam wendete Gum sich zu dem Drow und während er antwortete, legte er sanft seine Hand auf die Schulter des Mannes,
"Wieder einmal beweist sich, das Geschehnisse, die Weit in der Vergangenheit liegen und die man damals für richtig empfand, falsch sind!"
Crow sah ihn verständnislos an und Gum sprach mit sanfter Stimme weiter,
"Damals, als ich den Eingang zu Umrazin entdeckte, zusammen mit diesem Magier der eigentlich auf der Suche nach dem Turm des Wissens war..."
er stockte kurz, "...ich hätte ihn damals töten sollen!"
Crow hob fragend eine Augenbraue,
"Warum?"
Gum sah auf das Buch in Vierna's Händen,
"Weil diese Bücher mit großer Wahrscheinlichkeit von eben jenem Mann zu sein scheinen!"
Crow nickte verstehend.
"Woher solltest Du das damals wissen?" fragte Vierna plötzlich und Gum bemerkte erst jetzt, das sie ihn anstarrte.
Darauf konnte der älteste noch lebende Vampir auf Schattenwelt keine Antwort geben.


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Vierna herrschte die Wache an, die vor den Toren zu Underdark stand,
"ES IST MIR EGAL OB DIE TORE GESCHLOSSEN SIND! DU WIRST SOFORT ZUR VALHARESS EILEN UND IHR MITTEILEN, DAS VIERNA DO'URDEN VOR DEN TOREN STEHT UND ZU IHR MÖCHTE!"
Die Wache lächelte mitleidig auf die Ilharess Do'Urden herab,
"NAU, das werde ich nicht!"
Wie von Geisterhand öffneten sich unzählige Schlitze in dem riesigen Tor und aus jedem ragte eine Pfeilspitze heraus, die direkt auf Vierna's Körper gerichtet waren.
Crow knurrte wütend auf und sprang schützend vor seine Mutter. Haßerfüllt sah er dabei auf den Wächter, der ihn abwertend ansah. Langsam schob Vierna ihren Sohn zur Seite und trat dicht an den Mann heran, ihre Augen funkelten glutrot als sie anfing mit zischender Stimme zu sprechen,
"Du wirst der Valharess dieses Buch geben und du wirst ihr sagen, das ich und mein Sohn darauf warten hereingelassen zu werden!"
Der Wächter nahm das Buch und wollte es öffnen, doch Vierna legte blitzschnell die Hand darauf,
"Liest Du was in diesem Buch steht, wirst Du schneller tot sein als Du blinzeln kannst!"
Irgendetwas in der Stimme der Ilharess lies den Wächter leicht zusammen zucken. Wortlos steckte er das Buch ein, wendete sich um und verschwand in einer kleinen Nische der riesigen Mauer, die sich sofort hinter ihm wieder schloß.

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Triel Dro'Olathurl stand mit dem Rücken zur Tür, als sie den leichten Windhauch bemerkte.
In ihren Privatgemächern gab es keine Fenster, also konnte dies nur bedeuten, das sich jemand unerlaubt Zutritt verschafft haben mußte. Bevor sie jedoch reagieren konnte, vernahm sie die Stimme ihrer Tochter,
"Es ist soweit Mutter. Ich werde nun deinen Platz einnehmen!"
Langsam wandte sich Triel um. Nur wenige Schritte von ihr entfernt stand Belar'breena Dro'Olathurl. Lächelnd sah Triel ihrem nahen Ende entgegen,
"Lloth hat mir die Zeit geschenkt dich aufwachsen zu sehen und dich hassen zu lernen, Tochter! Ich wußte das dieser Moment kommen würde."
Langsam breitete sie die Arme aus und nickte in Richtung des vergifteten Dolches, den Belar'breena in der Hand hielt,
"Warte nicht länger, tu es einfach!"
Mit vorgeschobenen Unterkiefer, den Kopf leicht gesenkt und ihre Mutter haßerfüllt anstarrend kam die Junge Drow langsam auf ihre Mutter zu. Innerlich erwartete sie Widerstand und jede Faser ihres Körpers schien angespannt und bereit einem Angriff auszuweichen. Gerade hatte sie ihre Mutter erreicht und hob den Dolch zum tödlichen Stoß, als es laut an der Tür zu den Privatgemächern der Valharess polterte. Von draußen war ein lauter Ruf zu vernehmen,
"Verzeiht Valharess, es ist wichtig!"
Belar'breena zuckte zusammen und Triel öffnete langsam die Augen. Ihr erster Blick fiel auf den Dolch, der nur wenige Zentimeter von ihrer Brust entfernt war. Wütend starrte sie zur Tür,
"Du hast ein einziges Wort um die Frechheit zu erklären, das du mich in meinen privaten Räumen stören willst!" rief sie mit wütender Stimme.

Es dauerte eine Weile und gerade wollte Triel die Wachen rufen, um den Störenfried töten zu lassen, als vor der Tür eine leise Stimme antwortete,
"Dieses eine Wort bedeutet mein Tod Valharess, aber wenn ich damit das Reich schützen kann, dann werde ich es sagen!"
Es folgte ein Moment des Schweigens und Belar'breena knurrte leise in Richtung ihrer Mutter,
"Das war mehr als ein Wort, er ist des Todes!"
Doch in dem Moment sagte die Stimme vor der Tür,
"Umrazin!"
Triel und Belar'breena zuckten zusammen, beide wurden merklich blasser und als sie zur Tür stürmten, waren die vergangenen Minuten wie vergessen. Als sie die Tür aufrissen, kniete davor der Wächter. Mit gesenktem Kopf hielt er ein uraltes Buch in die Höhe. Mit zitternder Stimme sagte er leise,
"Um das eine Wort zu finden mußte ich dieses Buch lesen. Ich erwarte meine Strafe!"
Belar'breena entriß ihm das Buch und begann sofort darin zu lesen. Wütend stieß sie ihre Mutter, die Valharess, von sich weg, als diese versuchte über ihre Schulter mitzulesen.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf die Zeilen und als sie zu Ende gelesen hatte, lies sie das Buch fallen, riß ihren Dolch aus dem Gürtel und rammte ihn dem immer noch knienden Wächter in den Hals. Gurgelnd und röchelnd brach er sterbend zusammen. Triel hatte das Buch aufgehoben und angefangen zu lesen. Als sie fertig war stöhnte sie entsetzt auf,
"Bei Lloth, wenn dieses Buch in die falschen Hände gerät, bedeutet es den Untergang des Drowreiches!"
Hasserfüllt starrte Belar'breena auf ihre Mutter,
"Nau, das werde ich nicht zulassen."
Verzweifelt blickte Triel ihre Tochter an,
"Wie willst Du das verhindern?"
Wortlos verließ Belar'breena die Räume und Triel folgte ihr in einigem Abstand.

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Stolz und hoch erhobenen Hauptes standen Vierna und Crow Do'Urden vor dem riesigen Tor, das sich langsam öffnete. Vierna lächelte leicht, als sie Belar'breena erkannte, die mit weit ausholenden Schritten auf sie zu ging. Crow sank demütig auf die Knie, hatte doch diese Frau bereits eine Zeitlang das Haus Do'Urden geführt und es geschafft die Drow auf der Oberwelt wieder zu einer schrecklichen Macht werden zu lassen.
Grußlos und herablassend fing Belar'breena an zu sprechen,
"Ihr habt dieses Buch gebracht?"
Vierna nickte nur.
"Wer weiß noch von diesem Buch?"
"Niemand, außer der Wächter, dem ich es gab!"
Innerlich zuckte Crow zusammen, denn sie beide wußten, das es noch jemanden gab. Gum Jabbar, seinen Blutsbruder! Belar'breena nickte leicht,
"Gut!" Gleichzeitig machte sie eine kurze Handbewegung nach hinten und aus dem Tor drängten viele Drowkrieger, die mit erhobenen Waffen die drei umringten. Belar'breena sprach weiter,
"Du und dein Sohn seit eine Gefahr für das Reich der Drow. Deshalb werdet ihr hier bleiben..." finster lächelnd fügte sie hinzu, "...als meine Gefangenen!"
Wortlos ließen sich die beiden Do'Urden ihre Waffen abnehmen. Vierna schien sofort zu begreifen, doch Crow wollte erzürnt aufbrausen. Schneller als er reagieren konnte traf ihn der schwere Stiefel Belar'breena's im Gesicht und er wurde in den Staub geschleudert. Wütend zischte sie,
"Du kannst die Zeit deiner Gefangenschaft auch gerne in Ketten verbringen, wenn dir das lieber ist Wael!"
Crow gab nur ein leises Knurren von sich, dann lies er sich widerstandslos abführen.
Triel Dro'Olathurl trat an ihre Tochter heran,
"Was hast Du vor?" fragte sie leise.
Aus zusammen gekniffenen Augen starrte die Tochter haßerfüllt auf ihre Mutter,
"Die Do'Urden vertrauen mir und sie wissen nicht um meine wahre Herkunft. Ich habe das Haus schon einmal geführt, also werde ich es wieder machen. Wie ich genau vorgehe weiß ich noch nicht, aber Du hast etwas Zeit gewonnen, bis ich dich töten und deinen Platz einnehmen werde." Triel nickte, wandte sich um und durchschritt das riesige Tor, welches sich langsam hinter ihr schloß. Als sie sicher war, das ihre Tochter sie nicht mehr hören konnte, befahl sie einer Dienerin,
"Bringe Vierna und Crow Do'Urden in meine privaten Gemächer. Die Zeit ihrer Gefangenschaft werden sie dort verbringen!"
Ohne ein Wort der Widerrede verschwand die Dienerin um den Befehl auszuführen und leise murmelte Triel vor sich hin,
"Ich werde sowieso sterben wenn Belar'breena zurück kehrt!"